Vor den Untersuchungen
Bei vorgeburtlichen Untersuchungen können sich Themen eröffnen, die über medizinische Fragen hinausgehen. Sie betreffen das eigene Leben als Ganzes:
- Was würde ein auffälliger Befund für mich/uns bedeuten?
- Wie ist meine/unsere Einstellung zu einer möglichen Behinderung oder Fehlbildung des Kindes?
- Wäre für mich/uns ein Schwangerschaftsabbruch vorstellbar?
- Wenn nein: Will ich/wollen wir trotzdem schon jetzt wissen, ob unser Kind behindert ist?
Ein Beratungsgespräch vor den Untersuchungen kann dabei helfen, nicht unvorbereitet in schwierige Entscheidungssituationen zu geraten. Neben dem ärztlichen Informationsgespräch unterstützt Sie die Beraterin in der bewussten Auseinandersetzung mit Entscheidungen, die durch die Pränataldiagnostik auf Sie zukommen könnten.
In der Wartezeit auf Untersuchungsergebnisse
Die Wartezeit auf ein Untersuchungsergebnis ist oft sehr belastend. Auch die Entscheidung ob eine Folgeuntersuchung nach einem unklaren Befund durchgeführt werden soll oder nicht, kann schwerfallen. Die Angst vor einem unerwarteten Ergebnis und die Hoffnung, dass sich der Verdacht auflöst, sind meist gleichzeitig da.
Ein Beratungsgespräch kann Sie dabei unterstützen, das Warten auszuhalten bzw. eine für Sie stimmige Entscheidung zu treffen. Wir helfen Ihnen dabei, sich vor dem Hintergrund ihrer Lebenssituation mit dem möglichen Ausgang der Untersuchung auseinanderzusetzen. Szenarien, die erwogen werden, sind meist
- die Entscheidung für oder gegen Folgeuntersuchungen
- ein Leben mit einem Kind mit besonderen Bedürfnissen oder
- ein Schwangerschaftsabbruch bei einer medizinischen Indikation.
Nach Erhalt eines auffälligen Befundes oder einer Diagnose
Wenn Frauen oder Paare erfahren, dass ihr Kind behindert oder krank ist, ist das zunächst schwer zu begreifen und auszuhalten. Bei manchen, seltenen Diagnosen ist absehbar, dass das Kind nicht lange leben wird. Andere Diagnosen, wie ein Down-Syndrom, zwingen werdende Eltern zur Auseinandersetzung damit, ob sie sich ein Leben mit einem Kind mit Behinderung vorstellen können.
Eltern stehen nun vor schweren Entscheidungen, die oft als Überforderung empfunden werden. Sie müssen eine Entscheidung treffen, obwohl sich jede Entscheidung im Moment falsch anfühlt. In dieser Situation können sich existentielle Fragen stellen:
- Warum passiert das gerade mir/uns — haben wir etwas falsch gemacht?
- Was bedeutet der Befund — für mich/uns, für das Kind und für mein/unser weiteres Leben?
- Wie würde mein/unser Leben mit einem kranken oder behinderten Kind aussehen?
- Was kommt auf mich/auf uns als Paar zu, wenn wir uns das nicht vorstellen können?
Auch wenn Sie diese emotionale Notsituation am liebsten möglichst schnell beenden möchten: die Erfahrung zeigt, dass man später besser zu Entscheidungen stehen kann, die in Ruhe getroffen wurden. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um mögliche Alternativen abzuwägen.
Unsere Beraterinnen können Ihnen in dieser Situation beistehen, Ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen, wieder Boden unter den Füssen zu finden und die nächsten Schritte zu planen. Wir unterstützen Sie dabei, sich so viel Zeit für den Entscheidungsprozess zu nehmen, wie Sie brauchen, um den Weg zu finden, den Sie als Person, als Paar und als Familie gehen können.
Nach der Entscheidung
Vorbereitung auf die Geburt eines kranken oder behinderten Kindes
Einen Weg finden, wenn das Kind sterben wird — Palliative Geburt
Manche Eltern entscheiden sich dafür, dem natürlichen Prozess seinen Lauf zu lassen. Es kann sein, dass die Schwangerschaft mit einer Fehl- oder Totgeburt endet oder dass das Kind nach der Geburt nur eine kurze Zeit zu leben hat. Der Verlauf lässt sich meist nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen. Das ist eine Perspektive, die schwer zu ertragen ist. Gleichzeitig kommt dieser Weg für manche Eltern eher in Frage als ein später Schwangerschaftsabbruch.
Für die meisten Mütter und Väter ist es in dieser Situation Trost und Stärkung, wenn sie sich Zeit für das Abschiednehmen geben. Die Beraterin kann diesen Weg mit ihnen vorbereiten und einfühlsam begleiten. Sie unterstützt die Eltern, die begrenzte Zeit mit ihrem Baby zu gestalten, gemeinsam durch die Trauer zu gehen und langsam wieder in den Alltag zurückzufinden.
Abbruch der Schwangerschaft bei medizinischer Indikation
Ein Schwangerschaftsabbruch nach pränataler Diagnostik erfolgt relativ spät, was in der Regel bedeutet, dass die Geburt eingeleitet werden muss. Eine ursprünglich gewünschte Schwangerschaft abzubrechen, bedeutet für die meisten werdenden Eltern einen seelischen Ausnahmezustand. Die Entscheidungsfindung ist oft mit grossen inneren Konflikten verbunden.
Beratung kann Ihnen vor und nach einem Schwangerschaftsabbruch helfen, das Geschehene zu verarbeiten — beim Abschiednehmen, beim Zulassen der Trauer, beim Zurechtkommen mit möglichen Schuldgefühlen und im Falle von belastenden Erinnerungen im Rahmen einer späteren Folgeschwangerschaft. Wir sind für Sie da.
„Wenn Sie sich sorgen oder Situationen schwer auszuhalten sind, sind wir für Sie da.“